Bei uns gibt es einen Kanuclub. Dieser hat sehr gastfreundlich immer seine Pforten für fremde Kanufahrer zwecks Abstellung des Kanus und Übernachtung
in mitgebrachten Zelten geöffnet. Unsere abendliche Gassi-Tour führt uns meistens dort vorbei, und sehr häufig gehen wir dort zum Steg, und schauen,
was so los ist.
So auch eben. Ich schlenderte Gedankenversunken über die Wiese, Gatsby bog ca 50 Meter vor mir schon auf das Gelände des Kanuclubs ein. Er wollte
sicherlich schon mal einen Schluck aus der Weser nehmen, dachte ich mir.
Auf einmal klingelte mein Handy, unbekannte Nummer. Ich ging ran. Am anderen Ende eine freundliche Männerstimme:"Hallo, ich bin beim Kanuclub
Stolzenau, sie vermissen ja ihren Hund?"
Ich war baff!
Gatsby konnte nicht weggelaufen sein, er war ja erst vor einigen Sekunden vor mir um die Ecke gebogen.
"Wo sind sie denn?"
Ich:"Ich bin auch beim Kanuclub! Und ich sehe sie auch schon!"
Ich legte auf. Gatsby saß bei einem älteren Herren auf dem Schoß, wurde von ihm gestreichelt, und freute sich wie ein Schneekönig.
Neben ihm saß eine Frau, und streichelte ihn ebenfalls.
Der Mann sagte:"Der kam hier eben so um die Ecke gestiefelt, und als er uns sah, hat er sich nen Keks gefreut! Er ist mir sofort auf den Schoß
gesprungen. Wahrscheinlich hat er tagelang keinen Menschen mehr gesehen? Ich habe ihm auch schon ein Stück von meinem Steak angeboten, aber er wollte
nicht. Dabei muss er doch Hunger haben?"
Jetzt verstand ich die Situation. Die Leute glaubten also, sie hätten meinen seit Tagen vermissten Hund gefunden, weil er sich so sehr über wildfremde
Menschen freute, da er ja seit Tagen ganz alleine unterwegs war, und nicht mehr nach Hause fand.
Ich habe sie dann aufgeklärt, dass der Hund ja gar nicht weggelaufen war.
Ich fragte mich allerdings, wie sie innerhalb weniger Sekunden meine Telefonnummer herausbekommen hatten.
Okay, Gatsby trägt zwar an jedem Halsband seine Tassomarke, aber da muss man ja auch erstmal anrufen, die müssen die Nummer raussuchen, usw.. Das
konnten sie in der minimalen Zeit nicht geschafft haben.
Der Mann sagte:"Aber sie haben doch ein Adressröhrchen an dem Hund. Das habe ich sofort aufgemacht, und umgehend die Nummer gewählt, nachdem er mir
auf den Schoß gesprungen war!"
Alles klar, das erklärte die Geschwindigkeit des Anrufes.. Irgendwie hatte ich das Adressröhrchen gar nicht mehr auf den Schirm, aber jetzt haben sich
die 70 Cent, die es gekostet hat, ja schon fast wieder ausgezahlt.
Ich habe mich jedenfalls für die vermeintliche Rettung meines Hundes mehrfach bedankt, lieber "zu viel" Courage, als gar keine!